Ein Punkt gewonnen oder zwei Punkte verloren? Mit einem 4:5 (1:0, 1:1, 2:3, 0:0, 0:1) nach Penaltyschießen mussten sich die Löwen am gestrigen Nachmittag dem EHC Red Bull München geschlagen geben. Aufgrund des Spielverlaufs reden wir hier am Ende definitiv von verlorenen Punkten – zwei Mal führte man mit zwei Toren Vorsprung, doch am Ende reichte es nicht. Trotzdem wurde das Team, und das absolut berechtigt, mit viel Beifall für eine tolle und kämpferische Leistung vom Publikum gefeiert. Die Torschützen auf Seiten der Löwen waren Markus Schweiger, Cameron Brace, Carter Proft und Cedric Schiemenz.
– Wie sah das Line-Up der Löwen aus? Nathan Burns kehrte zurück, Clayton Kirichenko war dafür nicht dabei. Ebenso fehlten auch noch die Langzeitverletzten Linus Fröberg und Markus Lauridsen. Bei der Reihenzusammenstellung blieb ansonsten alles beim Alten. Gehütet wurde das Tor von Jussi Olkinuora.
– Eine ganz besondere Aktion gab es für diesen Spieltag in der ganzen Liga: Jeder DEL-Klub lief beim Warm-Up mit blauen Trikots auf, um auf das 50-jährige Bestehen der deutschen Krebshilfe aufmerksam zu machen.
– Mit zwei Siegen in Folge konnte das Team nochmal Selbstvertrauen vor dem Duell gegen die Münchner tanken. Schon ab der ersten Sekunde machten die Frankfurter ordentlich Druck, attackierten den Gegner früh und gingen folgerichtig durch einen Powerplaytreffer in Führung. Besonders sehenswert war hier die Vorarbeit von Maksim Matushkin, der uneigennützig auf Cameron Brace ablegte. Sein Schuss wurde entscheidend von Markus Schweiger abgefälscht. Die Löwen hätten die Führung sogar noch weiter ausbauen können, vergaben aber weitere Großchancen, sodass man mit einem 1:0 in die erste Drittelpause ging. In meinen Augen waren aber die ersten 20 Minuten eines der besten Drittel, dass die Löwen in dieser Saison gespielt haben!
– Denkbar schlecht startete man ins zweite Drittel: Nach Strafzeiten gegen Matushkin und Schweiger spielte man fast zwei Minuten in doppelter Unterzahl. Jede Parade, jeder Block und jeder geklärte Puck wurden lautstark von den Fans gefeiert. Trotzdem kamen die Gäste kurz vor Ablauf der zweiten Strafe zum Ausgleich. München wurde immer stärker und hatte die Führung mehrmals auf dem Schläger, doch es waren erneut die Hausherren, die den Treffer erzielten. Taro Hirose hatte noch nicht mal richtig auf der Strafbank Platz genommen, da öffnete sich die Tür schon wieder – Cameron Brace versenkte das Spielgerät, nach einem Bullygewinn von Carter Proft, mit einem tollen Schuss im Tor.
– Kurz nach Drittelbeginn war es dann der Vorlagengeber des zweiten Treffers, der selbst traf. So eine zwei-Tore-Führung sollte wohl Sicherheit geben… Denkste… Nur 14 Sekunden später zog der Münchner Adam Brooks einfach mal von der Mittellinie ab und überraschte Jussi Olkinuora damit komplett. Momentum-Killer! Die Gäste machten weiter viel Druck und schnupperten am Ausgleich, doch plötzlich war es Cedric Schiemenz, der die Kelle in einen Pass der Bullen hielt, beim Alleingang dann auch noch die Nerven vor Mathias Niederberger behielt und zum 4:2 einschob. Frankfurt zog sich immer mehr zurück, München gab nicht auf und kam durch Tore von Ehliz und Eder tatsächlich noch zum Ausgleich. Nachdem kein Tor in der Verlängerung fiel, musste das Penaltyschießen entscheiden. Schiemenz, Matushkin und Brace vergaben auf Seiten der Löwen – DeSousas Treffer reichte somit den Münchnern.
– Jussi Olkinuora zeigte erneut eine starke Leistung und hielt seine Farben lange im Spiel. Bei einigen Pfosten- und Lattentreffern (müssten vier Stück gewesen sein…) hatte der Finne zwar auch viel Glück, trotzdem war er auch am gestrigen Tag der benötigte Rückhalt. In den Highlight-Videos der Woche dürfte er gleich zwei Mal vertreten sein – nicht nur wegen des kuriosen und aus seiner Sicht mehr als unglücklichen zweiten Treffers der Münchner. Sein Monstersave im zweiten Drittel beeindruckte ebenfalls.
– Am Anfang der letzten Saison durften wir schon sehen, was ein selbstbewusster Cameron Brace auf dem Eis so anrichten kann. Und genau das zeigt der Kanadier auch aktuell wieder. Mit einem Tor und zwei Vorlagen am gestrigen Abend baute er seine persönliche Punkteserie auf vier Spiele in Folge aus. Mit 17 Punkten (7 Tore und 10 Vorlagen) in 15 Spielen belegt er Platz vier der DEL-Topscorer-Liste.
– Sebastian Cimmermann verletzte sich im letzten Drittel an der Schulter – bei einem Versuch den Puck wegzuspitzeln prallte der junge Löwe mit einem Münchner zusammen. Das sah nicht gut aus – gute Besserung!
– Wer in meinen Augen gestern gar keine gute Figur auf dem Eis machte, waren die Unparteiischen. Auf Seiten der Münchner wurden einige Stockfouls nicht gepfiffen, bei den Löwen hatten Dennis Lobach, der bei einem Check an der Bande sogar in den Gegner sprang, und Reid McNeill, der sich zu einem Revanchefoul mit einem harten Stockschlag auf die Beine des Gegners hinreißen ließ, viel Glück. Im letzten Drittel war es dann wie immer – die Unparteiischen wollten in einer engen Partie nicht spielentscheidend sein und vergaben (bis auf die Strafe wegen Spielverzögerung gegen Daniel Pfaffengut) keinerlei Strafen mehr. Die Idee mag ja nett sein, mir fehlt da nur leider, wie so häufig, eine klare und konsequente Linie.
– Auch Tom Rowe zeigte sich nach dem Spiel frustriert, da man den sicher geglaubten Sieg doch noch aus der Hand gegeben hatte. Gerade beim dritten und vierten Gegentor haderte er mit der Defensivarbeit seines Teams, welches ein gegnerisches Team mit so viel Qualität dann einfach eiskalt ausnutzt. Trotzdem ist Rowe mit der Entwicklung zufrieden, freut sich auf alte und neue Gesichter und kündigt gleichzeitig an, dass man nach der Pause, gerade auch wegen der Neuzugänge, deutliche Fortschritte erwartet.
– Nach der Verpflichtung von Erik Brown scheint der nächste Stürmer so gut wie fix zu sein. Laut unseren Informationen soll Chris Wilkie ein Löwe werden. Der US-Amerikaner absolvierte in den letzten Wochen ein Try-Out in Cleveland, jetzt soll die Rückkehr nach Deutschland folgen. Dabei entschied er sich gegen ein Angebot eines Ligakonkurrenten und für das Angebot aus der Mainmetropole. Nach Bietigheim und Wolfsburg wären die Löwen seine dritte Station in der DEL. Und ob dann auch nochmal die Verteidigung verstärkt wird? Aus Österreich ist zu hören, dass die Löwen Frankfurt und Clayton Kirichenko, der bereits zum dritten Mal in dieser Saison aus Leistungsgründen auf die Tribüne gesetzt wurde, sich mit einer Vertragsauflösung beschäftigen. Er könnte durch Ryan McKiernan ersetzt werden. Laut Eishockeynews hatten die Löwen hier bereits im Sommer Interesse – in Kürze soll er den deutschen Pass erhalten, was den 35-Jährigen noch interessanter macht.
Hätte man mir nach dem Heimspiel gegen Straubing gesagt, dass die Löwen aus den Spielen gegen Mannheim, Ingolstadt und München sechs Punkte holen, hätte ich vorgeschlagen, dass derjenige besser wieder die PlayStation ausmacht. So freuen wir uns über eine äußerst erfolgreiche Löwen-Woche, in der das Team gezeigt hat, was es kann! Kampf, Wille und Einsatz haben auf jeden Fall gestimmt und machen die Niederlagenserie fürs erste vergessen. Bis zum Samstag hat das Team von Tom Rowe jetzt erstmal freibekommen – dann geht es zurück auf das Eis, um sich auf die stressigen Wochen mit vielen Spielen vorzubereiten. Dies gilt aber nicht für Daniel Pfaffengut und Markus Schweiger, die für die deutsche Nationalmannschaft beim Deutschland-Cup auflaufen werden. Am 14.11. empfangen die Löwen dann die Iserlohn Roosters (19:30 Uhr). Wir sind schon jetzt gespannt, wie viele Rückkehrer und neue Gesichter wir im Löwen-Trikot sehen werden – auch dann hoffentlich wieder mit viel Applaus.