„Zum Eishockey? Endlich normale Leute, hier rennen heute nur Freaks rum!“ Das waren die Worte, mit denen wir von der netten Ordnerin am Parkplatz in Nürnberg empfangen wurden.
Also schnell das Auto geparkt und ab in die Halle. Dank Herrn Horlamus (Medien- und PR-Manager der Ice Tigers) sogar mit Arbeitsausweis für bembehockey.de, denn „… wer uns im Trikot-Ranking so weit vorne platziert, ist bei uns immer willkommen!“ 😉
Der Presseraum an sich ist in Nürnberg sehr übersichtlich: Zwei Tische für die Pressevertreter und Fotografen, ein paar belegte Brötchen, Leberkäse (natürlich) und Getränke, (wobei man den Kaffee auch noch nachts um 2 Uhr ohne Probleme trinken und danach schön weiter schlafen könnte) das war’s. Kein unnötiger Schnickschnack, wir sind ja schließlich zum Arbeiten und nicht zum Vergnügen hier, ne? 🙂
Sitzplätze mit großzügigen Tischen davor und wirklich guter Sicht auf die Eisfläche und damit auch auf Pucki, das Maskottchen, das vor dem Spiel dort fleißig seine Runden dreht. Über den Namen dieses Ice Tigers mit kleinem Helmchen auf dem Kopf reden wir einfach nicht weiter und was genau es da ständig mit seinem Schwanz in der Hand zu schaffen hat, weiß auch keiner so genau, sieht aber gewöhnungsbedürftig aus. Die Tanzeinlagen während dem Spiel in den Zuschauerrängen dagegen sind echt lustig anzusehen und wenn man dann noch ein wenig genauer aufpasst, erwischt man vielleicht sogar eines der kleinen Haribo-Tütchen, die Pucki in die Menge wirft. Wobei Menge hier eigentlich auch schon zu viel des Guten ist bei knapp 2.500 Zuschauern. Da sind wir wirklich besseres gewohnt, auch unter der Woche.
Dem entsprechend war anfangs auch die Stimmung in der Halle. Ein kleiner Fanblock in der Nordkurve, den wir auch locker mit unseren ca. 85 Auswärtsfahrern hätten voll machen können, mit einer kleinen Trommel und ein paar Fahnen. Der Rest der Halle eher verhalten, was die Ekstase angeht, als die eigene Mannschaft das Eis betritt… Mehr kommt von Nürnberger Seite aus nicht! Fast könnte man meinen, der Satz eines Fans im schönsten fränkisch nach dem ersten Drittel „Wär ich mal lieber zum Stammdisch gegangen, als mir den Scheißdregg hier anzuguggen!“ schwirrt schon vor dem Spiel in vielen Köpfen rum.
Eine wirklich nette Geste der Nürnberger waren die Glückwünsche zur DEL2-Meisterschaft und dem Aufstieg sowohl auf dem Videowürfel als auch als Durchsage vom Stadionsprecher, zu dem kommen wir aber am Ende nochmal.
Und endlich wieder DEL bedeutet natürlich auch endlich wieder altbekannte Namen auf dem Eis.
Patrick Reimer ist einer von ihnen. Erfolgreichster Torschütze der DEL-Geschichte, erfolgreichster Scorer der Ligageschichte, erfolgreichster Scorer und Torschütze der DEL-Playoffs (Stand März 2020), erfolgreichster Scorer der Nürnberg Ice Tigers seit deren Aufnahme in die DEL, um nur mal kurz anzureißen, mit wem man es da heute so zu tun hat.
Auch was die Körpergröße angeht, haben die Ice Tigers einiges zu bieten. Habt ihr euch mal die #22 angeschaut? Holla, die Waldfee ist der Mann groß! Oliver Mebus ist sein Name und er kommt auf stattliche 206cm! Das sind ganze 43 cm mehr, als bei mir! Über die Bande zu steigen stellt für ihn also kein sonderliches Problem dar. 😉
Wer in Nürnberg in den Drittelpausen auf Pausenunterhaltung in Form von Spielen auf dem Eis wartet, wartete zumindest gestern vergeblich.
Einzig und allein die allzeit beliebte Kiss-Cam kam zum Einsatz. Ich persönlich bin nun wirklich kein Fan davon, weil es zwar ab und zu ein paar unterhaltsame Momente, in den meisten Fällen aber einfach nur unangenehme Situationen für alle, hervorruft. Aber gut, muss ja nicht jedem gefallen und die Gefilmten schienen es nicht ganz so schlimm zu finden.
Apropos schlimm… Was war denn das am Ende von Blake Parlett bitte?Ich will jetzt keine Diskussion anfangen, ob Schlägereien überhaupt noch zum Eishockey gehören oder nicht. Da hat jeder seine eigene Sichtweise, aber wer mit der blanken Faust auf einen am Boden liegenden einprügelt und sich auch erst nicht von Mitspielern oder Offiziellen stoppen lässt, gehört gesperrt und zwar für einige Spiele.
Ist Ryan Olsen vielleicht auch nicht die Unschuld vom Lande? Ja. Hat er vorher schon ordentlich provoziert? Ja. Hat er wahrscheinlich auch nicht die netteste Wortwahl an den Tag gelegt? Auch das, ja. Und kann man verstehen, dass man ihm da als Gegner irgendwann mal deutlich machen möchte, dass das auch Grenzen hat? Ja, definitiv! Aber absolut nicht so! Ich bin bei weitem kein Gegner von fairen Faustkämpfen (mit deutlicher Betonung auf FAIR!) und ich finde es auch durchaus in Ordnung, nach einem gewonnen Kampf das Ganze ein wenig zu feiern, von Seiten des Spielers und auch von Seiten der Fans, aber nach dieser Sache bei der Verkündung der Strafen als Stadionsprecher so abzugehen, als hätte man gerade ein game- winning goal geschossen, gehört sich nicht! Ich möchte nur mal kurz anmerken, dass durchaus auch Stadionsprecher gesperrt werden können. 😉
Ihr erinnert euch noch an meine Beschreibung der Stimmung unter den Nürnberger Fans zu Beginn? Ha! Sie können ja doch laut werden! Der Fight scheint sie aufgeweckt zu haben und nun feiern und grölen sie, als gäbe es kein Morgen mehr. Naja..Jeder wie er mag, ne? 😉 Und gewonnen haben sie ja tatsächlich doch noch.
„So. Genug aufgeregt zum Ende. Schauen wir, was die Liga daraus macht und wie die Antwort am 21.10.2022 auf dem Eis bei uns in der Eissporthalle aussehen wird. Ihr wisst aber jetzt schon, was unser Job als Fans dann ist? Wir kriegen das schon hin!“
Das waren meine Sätze bevor die offizielle Strafe der Liga bekannt gegeben wurde. Was sage ich jetzt? Besser gar nichts. Könnte man alles gegen mich verwenden. Also bin ich lieber still.
Soooo… Tief durchatmen… Jetzt kommen aber ja erstmal noch ein paar andere Gegner, um die wir uns kümmern müssen und werden und für die es hoffentlich nicht ganz so freudig ausgehen wird wie für Nürnberg gestern. Also ergebnistechnisch, versteht sich!
Bis bald, eure Svenja 🙂