Dancing In The Moonlight

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Das lange Warten hatte endlich ein Ende! Die Vorfreude und Anspannung, wurde in den letzten Wochen immer größer. Abgerutscht auf TabellenPlatz 11, ein schwacher Dezember, eine lange Niederlagenserie. Irgendwie schien fast alles vergessen und von einem einzelnen Saisonspiel überstrahlt. Klar, auf dem Papier bringt auch dieses Punktspiel nur maximal drei Punkte. Aber es bedeutet so viel mehr: Es sollte das Highlight des Jahres werden, unser Highlight! Ein Derby, das größte Derby, welches in der eigenen Stadt in einem Fußballstadion ausgetragen wird – besser geht es wohl nicht… Und auch für einen Eishockeyspieler selbst ist ein Outdoor-Game ein Erlebnis, woran er sich immer erinnern wird.

Bevor es losging, sollte ein Rahmenprogramm aus musikalischen Acts und Unterhaltung die Wartezeit bis zum Eröffnungsbully verkürzen. Nach Auftritten von The Grand Jam mit den Firedancern, Michael Schulte und den Frankfurter Rappern Vega und Bosca trafen die Löwen-Allstars auf die Frankfurter Traditionsmannschaft bei einem Eisfußball-Match aufeinander. Auch der Frankfurter Nachwuchs hatte die Gelegenheit Winter-Game-Luft zu schnuppern und durfte einige Minuten auf der Eisfläche spielen. Henni Nachtsheim performte abschließend mit mehreren hundert Musiker*innen von „The Grand Jam“ eine ganz besondere Version von „Kühler Kopf und Hessiches Herz“. Ein Meer aus Wunderkerzen, Choreos bei beiden Fanlagern und ein epischer Einlauf der beiden Teams sorgte dann endgültig für Gänsehaut.

Um 18:00 Uhr hieß es dann endlich: Eröffnungsbully beim sechsten DEL-Winter-Game! Beide Teams starteten sehr verhalten in die Partie – einen Fehler wollte man hier, besonders in den ersten Minuten, vermeiden. Physisch war es aber allemal, viele Zweikämpfe, der Austausch von Nettigkeiten und einige Checks – so wollte man dem Gegner den Schneid abkaufen. Gerade einer dieser Checks war es, der dann kurz vor Drittelende zu einer längeren Unterbrechung führte, da es auch die Scheibe nicht mehr auf ihren Plätzen hielt und aus der Verankerung rutschte. Torchancen waren Mangelware, die größte vergab Mannheim durch Tom Kühnhackl, der einen Schuss an den Außenpfosten setze und die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung der Gäste verpasste.

Man merkte, dass die Drittelpause den Löwen guttat und man die anfängliche Nervosität endlich abgeschüttelt hatte. Was folgte, waren 40 überragende Minuten, in denen die Löwen eine ihrer besten Saisonleistung zeigten. Nachdem man zuvor schon einige Möglichkeiten ungenutzt ließ, war es Daniel Wirt, der für die umjubelte Frankfurter Führung sorgte (25.). Ein eigentlich ungefährlicher Schuss wurde von einem Mannheimer Spieler abgefälscht und schlug so unhaltbar im Gehäuse ein. Die Gäste konnten sich bei ihrem Schlussmann bedanken, dass es nach dem zweiten Spielabschnitt bei nur einem Gegentreffer blieb – die Löwen hätten höher führen müssen!

Besser machte man es dann im letzten Drittel: Per Doppelschlag innerhalb kürzester Zeit bauten Cameron Brace und Dennis Lobach den Vorsprung aus. Brace traf nach einer sehenswerten Kombination mit einem präzisen Schuss ins linke Eck (47.), Lobach verwertete einen Nachschuss, nachdem Mannheim kurz zuvor die Scheibe im Spielaufbau vertändelte (48.). Als dann auch noch Maksim Matushkin mit einem platzierten Schuss knapp zehn Minuten vor dem Ende auf 4:0 erhöhte, kannte die Freude auf Löwen-Seite keine Grenzen mehr. Auch wenn im Eishockey immer alles möglich ist, so wirkte es wie die vorzeitige Entscheidung, denn auch die Adler wirkten von Minute zu Minute ideenloser. Zu ihrem Ehrentreffer kam Mannheim sieben Minuten vor dem Ende trotzdem noch – Matthias Plachta traf in doppelter Überzahl, nachdem Carter Proft und Daniel Pfaffengut auf der Strafbank Platz nehmen mussten. Das letzte Wort gehörte den Hausherren: Ebenfalls im Powerplay traf Linus Fröberg zu seinem siebten Saisontreffer. Der Schwede schaltete am schnellsten, als ein Puck hinter dem Tor von der Bande nach vorne prallte und musste nur noch einschieben. Auf den Rängen war nun endgültig Partystimmung angesagt – der dritte Derbysieg, und dann auch noch vor solch einer Kulisse, wurde zurecht gefeiert.

  • Jussi Olkinuora! Was heißt Alptraum auf Finnisch? Zumindest wird er in den Köpfen der Mannheimer Spuren hinterlassen haben. In neun Dritteln konnten die Mannheimer gerade mal zwei Treffer gegen die Löwen erzielen (beide übrigens Tore im Powerplay durch Matthias Plachta). Auch heute blieb es wieder bei nur einem Gegentreffer, was wieder mal an der überragenden Leistung des Schlussmanns im Derby lag. Zurecht wurde er zum Spieler des Tages gewählt! Gerade nach so einem Sieg schien ihm der Tanz auf dem Eis unter dem Nachthimmel besonders Spaß zu machen.
  • Punktelieferant Mannheim: Die Adler bleiben das einzige Team der Liga, gegen das die Löwen in dieser Saison die volle Punkteausbeute holten. Den vierten Derbysieg in Mannheim holen wir uns auch noch!
  • 45.110 Zuschauer sind zwar kein neuer Rekord für ein Outdoor-Game in der DEL, doch trotzdem ist das eine überragende Besucherzahl. Gerade für den Bau einer Multifunktionsarena und potenzielle Sponsoren war das die beste Werbung. 
  • Tom Rowe zeigte sich nach dem Spiel überglücklich – gerade das zweite und dritte Drittel seines Teams hatten es ihm angetan. Nach den aufregenden letzten Tagen war das der perfekte Abschluss vor einem überragenden Publikum. Und auch Dennis Lobach, der Torschütze zum 3:0, sagte nach dem Spiel, dass er diesen Abend nie wieder vergessen werde.
  • Die Feier nach dem Spiel wird mit Sicherheit auch lange in Erinnerung bleiben – besonders bei den Spielern. Vor dieser gewaltigen Kurve mit den eigenen Fans nach so einer Woche… Bilder, die du nicht mehr aus dem Kopf bekommst.
  • War ich der Einzige, der nach dem Treffer zum 4:0 kurz an das 5:0 in Mannheim damals dachte? Oder gab es noch mehr Personen, die das bekannte Lied zur „Bruder Jakob“-Melodie vor sich hersummten…? 😉

Interessantes am Rande:

– Mit dem Vorbild des Winter Classics in der NHL wurde 2013 erstmals das DEL Winter Game ausgetragen – der Spielort damals war Nürnberg. Inzwischen findet das Outdoor-Game alle zwei Jahre in Deutschland statt. Gerade durch diesen Rhythmus bleibt es etwas ganz Besonderes, denn was passiert, wenn man es mit den Eventspielen übertreibt, sieht man aktuell in der NHL. Neben dem Winter Classic gibt es da nämlich noch das Stadium Series Game und das Heritage Classic. Die Einschaltquoten erreichten dieses Jahr ein Rekordtief beim Winter Classic zwischen den Chicago Blackhawks und den St.Louis Blues: Erstmals lag die Zahl der durchschnittlichen Zuschauer bei unter einer Million. (Zum Vergleich: 1. Winter Classic 2008: 3,75 Millionen, Rekord 2008: 4,5 Millionen Zuschauer). Umso wichtiger ist es, das Event in der DEL nicht auszupressen!

– Für die Löwen war es der dritte Auftritt unter freiem Himmel seit dem Neubeginn 2010. Gegen Kassel spielte man 2016 ebenfalls im Waldstadion – beim damaligen Summer Game mussten sich die Frankfurter den Schlittenhunden, trotz einer Führung, bis wenige Sekunden vor Schluss mit 4:5 nach Verlängerung geschlagen geben. 2019 folgte das Winter Derby der DEL2, als man in Offenbach auf Bad Nauheim traf. Mit 3:2 nach Penaltyschießen siegte man gegen die Roten Teufel – unvergessen dabei, das Michigan-Tor von Roope Raanta. Nur ein Löwe aus dem aktuellen Kader war schon am Bieberer Berg dabei: Daniel Wirt – unser Torschütze zum 1:0 im DEL-Winter-Game am gestrigen Abend.

– Nicht nur bei den Löwen Frankfurt gibt es dieses Jahr etwas zu feiern, denn neben dem eigenen 15.Geburtstag feiert auch der gestrige Spielort Jubiläum – 100 Jahre Waldstadion! Warum wir das hier erwähnen? Genau hier begann die Frankfurter Eishockey-Geschichte. Die offizielle Seite des „Deutsche Bank Parks“ veröffentlichte im Vorfeld des Winter Games einen tollen Bericht, den wir euch an dieser Stelle auch nochmal verlinken wollen: https://www.deutschebankpark.de/news/zurueck-zum-ursprung-eishockey-frankfurt-historie-164568

Was für ein Abend! Ein Sieg wie ein verspätetes Silvesterfeuerwerk! Man weiß nach diesem Spiel noch gar nicht so richtig wohin mit sich – es bedeutet einfach so viel mehr wie nur drei Punkte in der Tabelle. Und ein normaler Derbysieg war das ja auch nicht… In den kommenden Tagen werden mit Sicherheit noch viele Geschichten ausgetauscht und auch wir wollen in einem Rückblick am Montag auf eure Erlebnisse blicken – schickt uns gerne bis dahin noch Nachrichten über alle bekannten Kanäle und erzählt uns von eurem Winter-Game-Spieltag.

Nach so einem Spiel ist es gar nicht so leicht einfach wieder zur Tagesordnung über zu gehen. Viel Zeit zu verschnaufen ist nicht, denn bereits am morgigen Montag geht es weiter. Dabei präsentieren sich die Löwen erstmals im brandneuen SAP-Garden in München – der Spielbeginn ist durch den Feiertag in Bayern viel früher als sonst, schon um 16:30 Uhr geht es los.

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Fotos: Penny DEL / City-Press GmbH

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Volker Claussen

    Danke für den wieder einmal sehr schön geschrieben Bericht.
    Was ein emotionaler Abend.

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