Wer ein Gummihuhn sieht, der denkt sofort an das Frankfurter Eishockey. Seit mehreren Jahrzehnten ist es nun schon fester Teil unserer Geschichte und drückt unsere Unzufriedenheit mit einer Schiedsrichterentscheidung aus. Wurde das Gummihuhn eingesammelt, so forderten wir Jahr für Jahr „Freiheit fürs Gummihuhn“. In den letzten Monaten zeigte sich aber, dass das Gummihuhn wohl so viel Freiheit hatte, dass es sich überhaupt nicht mehr in der heimischen NIX-Eissporthalle blicken ließ – dabei wäre es in den letzten Wochen doch einige Male angebracht gewesen…
Aus diesem Grund war es für uns höchste Zeit, die Aktion „LET THEM FLY (AGAIN)“ ins Leben zu rufen. Bringt die Gummihühner zurück in unsere Eishalle – wir wollen, dass das Gummihuhn wieder fliegt!
Auf unseren Social-Media Kanälen (Facebook und Instagram) verlosen wir zudem drei Gummihühner. Alle Gewinner können sich ihren Gewinn dann beim Stand der Fanbeauftragten abholen.
Denkt nur bitte an folgende Regeln:
- Das Gummihuhn wird nur nach Aufforderung des Publikums geworfen!
- Das Gummihuhn wird nur während einer Spielunterbrechung geworfen.
- Die Gummihühner sollen gleichzeitig fliegen, nicht einzeln nacheinander bzw. nachträglich.
- Werft keine Personen ab!
Anbei haben wir hier nochmal einen Artikel vom Lions-Archiv, der die Hintergründe und Geschichte des Gummihuhns erklärt. Ein großer Dank, dass wir den Text auch auf unserer Homepage teilen dürfen!
Das Gummihuhn
Das Gummihuhn gehört zum Frankfurter Eishockey – genauso, wie der Ebbelwoi und der Handkäs zur Stadt Frankfurt gehören. Zwar ist das Werfen von Gegenständen auf die Eisfläche generell nicht gestattet, das Frankfurter Publikum hat aber das geduldete Privileg, bei vermeintlichen Fehlentscheidungen Gummihühner zum Zeichen des Protests auf das Eis zu werfen.
Wann genau der Brauch ins Leben gerufen wurde, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen; es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein, als das erste Gummihuhn auf’s Eis flog. Seitdem ertönte unzählige Male schon das berühmte “Hühnerdieb !” durch die Halle am Ratsweg, wenn der Linesman das bzw. die Objekte aufsammeln musste.
Überregionale Aufmerksamkeit erregte die dreiste Entführung des Gummi-Gickels durch Referee Gerhard Lichtnecker aus Miesbach, der das Objekt der Begierde am 03.12.1995 beim Lions-Spiel gegen Riessersee stahl und mit in seine bayerische Heimat nahm. Erst Wochen später brachte er das Gummihuhn reumütig wieder zurück in seine angestammte Frankfurter Umgebung.

Auch das Geheimnis der Hühner-Rückführung ist zwischenzeitlich gelüftet. Am 26.12.1995 beim Spiel der Lions in Krefeld gab Gerhard Lichtnecker das Gummihuhn reumütig zurück an seine Frankfurter Besitzer. Als Entschuldigung warf er darüber hinaus auch noch kleine Gummihühner als “Nachzucht” in den Frankfurter Fanblock. Ein Dank geht an Bernd – bzw. seine Frau – für den Fang eines dieser seltenen und signierten Exemplare (siehe Fotos).


Gerhard Lichtnecker schrieb dazu am 18.11.2010: “Das stimmt fast alles überein, habe nach meiner kurzen Entführung des Huhns natürlich die Wiedergutmachung eingeleitet, dann in Krefeld etwa 10 Junghühner, wie auch ein Bild dies beweist, zurück in den Fanblock in der 1.Drittelpause fliegen lassen. In Kaufbeuren, Datum weis ich nicht mehr, aber eine Saison später eine Zwillingsschwester auf dem Eis von einem Fan oder dem Fanclubvorsitzenden überreicht bekommen ! Diese Zwillingsschwester habe ich immer noch und halte diese in Ehren !
Sportliche Grüße – Gerhard der Flussmeister aus Miesbach !“
Hühnermord 2004/2005
Am 22.03.2005 kam es im Play-off-Spiel gegen Hamburg zu einem tragischen Zwischenfall, als ein Linienrichter ein auf dem Eis liegendes Gummihuhn überfuhr und dabei den Kopf glatt vom Körper trennte. Gerüchte über einen vorsätzlichen und heimtückischen Mord konnten trotz unzähliger Zeugenaussagen niemals belegt werden – der Linesman ging straffrei aus.

Hühnerdieb Reloaded 2010/11
Am 14.11.2010 gab es einen erneuten Hühnerdiebstahl auf Frankfurter Eis. Kittmann’s Blog berichtete dazu am 16.11.2010:
Der 2:0-Sieg war mühsam, das Niveau eher bescheiden. Dennoch kam es in der Partie der Löwen gegen den Herford EV zu einem echten Entertainment-Highlight, dem „Hühnerdiebstahl reloaded“, einer Neuauflage von 1995. Denn als sich im letzten Drittel der Unmut einiger Zuschauer durch Gummihuhnwürfe entlud, machte sich Linesman Benjamin Hoppe einen kleinen Spaß. Bei einem Huhn fuhr er absichtlich 3 Mal vorbei und grinste dabei. Anschließend fuhr er zu einem anderen – besonders schön mit Strickware angezogenem Exemplar, packte sich das Huhn, steckte es sich das in die Hosentasche (wobei der Kopf noch raus guckte) und lieferte nur das erste Huhn ab. Kein Wunder, dass er sich den tausendfachen Sprechchor „Hühnerdieb“ mehr als verdiente. Erst bei der nächsten Unterbrechung lieferte er das entführte Huhn wieder ab.
Ganz offensichtlich war die Nummer von langer Hand geplant, Hoppe erfüllte sich wohl einen Kindheitstraum. Allerdings ist sein Gummihuhndiebstahl lediglich eine Remake von 1995, als Gerhard Lichtnecker zum ersten Frankfurter Hühnerdieb wurde. Im Spiel gegen den SC Riessersee am 3. Dezember hatte Lichtnecker ein Gummihuhn sogar mit in die Schiedrichterkabine entführt wo es später – nach Lichtneckers übereilter Flucht – in einem Verschlag entdeckt wurde. Weitestgehend unversehrt, „lediglich mit bayrischer Mundart traktiert“, wie damals die Frankfurter Rundschau schrieb. Lichtnecker leistete übrigens später nette Wiedergutmachung, als er bei seinem nächsten Einsatz kurz nach Weihnachten auswärts in Krefeld selbstgemachte Schoko-Küken unter die Frankfurt Fans warf. Seitdem war der Schiri Kult in Frankfurt.
Historisch ist die Entstehungsgeschichte des Frankfurter Hühnerwurfs (übrigens auch in der DEL immer von den Referees toleriert) nicht zweifelsfrei geklärt. Klar ist nur, mit der Tintenfisch-Wurf-Tradition bei den Detroit Red Wings hat dies genau so wenig zu tun, wie mit Schlagersänger Gottlieb Wendehals. Die ersten Hühnerwürfe gab es Anfang der 80er, als Eintracht Frankfurt auf der noch offenen Eisfläche am Waldstadion spielte. Tatsächlich waren die ersten Hühner welche der tiefgekühlten Sorte, ehe sie durch Gummihühner ersetzt wurden. Aber warum überhaupt ein Huhn? Am plausibelsten ist folgende Story: Damals gab es auf dem Weg zum Eisstadion am Waldstadion auch Kleingartenvereine mit Hühnerzüchtern. Offensichtlich verschwanden dort immer mal wieder ein paar Hühnchen. Und weil Schiedsrichter noch nie wohl gelitten waren, wurden sie durch den Hühnerwurf und dem notwendigen Einsammeln kollektiv als Hühnerdiebe verantwortlich gemacht.
Fotos: Mapache Eishockey




Eine gute Aktion!
Es sei noch erwähnt, dass Gerhard Lichtenecker leider viel zu früh im Frühling diesen Jahres verstorben ist.
RIP Hühnerdieb
Sehr gut, habe das Gummihuhn schon schmerzlichst vermisst. Es hätte in den letzten Spielen schon öfters fliegen müssen