Sechs Eier im Hühnerstall

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So kann man aus der Pause zurückkehren! Mit einem souveränen 6:2 (4:0, 0:2, 2:0)-Heimsieg gegen die Iserlohn Roosters sicherten sich die Löwen am gestrigen Abend die nächsten drei Punkte und bestätigten damit den Aufwärtstrend aus den letzten Spielen. Den Grundstein legte das Team mit einem furiosen ersten Drittel, in welchem man den Gästen aus dem Sauerland schon vier Tore einschenkte. Eigentlich verbietet es sich an so einem Abend, an dem die Löwen vor allem mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung überzeugten, einzelne Spieler hervorzuheben, doch Chris Wilkie fügte sich perfekt ein und lieferte direkt das, wofür man ihn verpflichtet hat: Tore!

  • Viele neue Gesichter, einige alte Bekannte: Chris Wilkie lief erstmals im Löwen-Dress auf, Linus Fröberg tauschte Orthese gegen Schlittschuh und stand erstmals seit dem dritten Spieltag wieder im Kader – quasi auch ein Neuzugang. Kevin Bicker kehrte ebenfalls von seiner Verletzungspause zurück. Markus Lauridsen war diese Woche noch nicht einsatzbereit. Als überzähliger Spieler musste Nathan Burns auf der Tribüne Platz nehmen – nicht neben Clayton Kirichenko, denn der verließ die Löwen in der vergangenen Woche in Richtung Slowakei, wo er nun für HKM Zvolen aufläuft. Es hat in Frankfurt für den jungen Kanadier leider einfach nicht funktioniert – alles Gute für die Zukunft! Sein Debüt verlief am Freitagabend zumindest erfolgreich, denn er gab die Vorlage in Überzahl zum zwischenzeitlichen Ausgleich seines neuen Klubs.
  • Gnadenlose Effizienz in den ersten Minuten: Die ersten drei Schüsse? Alle drin! Proft fälschte zunächst einen Schuss von Reid McNeill ab, dann traf Maksim Matushkin mit einem trockenen Schuss ins lange Eck. Nur 48 Sekunden später ließ man die Abwehr der Roosters endgültig wie einen Hühnerhaufen aussehen – Erik Brown konnte nicht vom Puck getrennt werden und passte den Puck im Fallen vor das Gehäuse, Carter Rowney stand goldrichtig und musste nur noch die Kelle reinhalten. Die anschließende Auszeit der Gäste konnte das Spiel zwar beruhigen, trotzdem kamen die Löwen noch zu ihrem vierten Treffer im ersten Spielabschnitt: Chris Wilkie behielt im Gewühl die Übersicht und konnte Andy Jenike, der an diesem Abend sein 200. Spiel für Iserlohn absolvierte, mit einem Handgelenkschuss überwinden. Nach den ersten 20 Minuten war Schluss für ihn, er wurde ersetzt durch Hendrik Hane. Eigentlich ist ja so ein verkürzter Arbeitstag zum Jubiläum in der Berufswelt ein nettes Zeichen, ich gehe jedoch nicht davon aus, dass er den Löwen dankbar dafür ist…
  • Die Löwen hatten eigentlich alles im Griff, brachten sich aber mit einer langen Unterzahlsituation selbst in eine unangenehme Situation. Cameron Brace setzte viel zu spät zu einem Check an und kassierte eine Spieldauer-Disziplinarstrafe wegen Behinderung. In meinen Augen leider absolut gerechtfertigt – ich habe mich über das Strafmaß nicht gewundert und ich bin gespannt, ob es da nicht noch eine nachträgliche Sperre geben wird. In diesen fünf Minuten verteidigten die Löwen mit viel Herz und Leidenschaft und zeigten, wieso man eines der besten Unterzahlspiele der Liga hat. Kurz nachdem man wieder komplett war, kassierte man dann aber doch innerhalb kürzester Zeit zwei Gegentreffer. Tom Rowe reagierte und nahm die Auszeit genau zum richtigen Zeitpunkt.
  • Es war nicht die einzige richtige Entscheidung des Löwen-Dompteurs: Im Schlussabschnitt reagierte man auf die Umstellung der Roosters im zweiten Drittel und konnte nun wieder deutlich mehr Spielkontrolle erlangen. Carter Rowney erzielte in der Folge seinen zweiten Treffer, wieder nach toller Vorarbeit von Erik Brown. Den Schlusspunkt setzte Chris Wilkie und das mit dem schönsten Treffer des Abends… Dieser Handgelenkschuss, wow – und dann auch noch aus diesem Winkel! Mit 130km/h schlug das Spielgerät im Gehäuse ein.
  • Für die Gegner wird es in Zukunft noch schwieriger, sich auf die Löwen einzustellen, denn von allen vier Linien kann Gefahr ausgestrahlt werden. Das bekamen die Sauerländer direkt zu spüren: Jede Reihe erzielte ihr Tor und ich muss sagen, dass mir die Zusammenstellung sehr gefällt. Das System von Tom Rowe funktioniert nur im Kollektiv, dafür braucht es eine klare Rollenverteilung bei der jeder Spieler seine Aufgabe hat, weshalb ich auch die Verpflichtung eines Erik Browns zu 100% nachvollziehen kann. Mit Chris Wilkie erhalten die Löwen jetzt noch zusätzlich Torgefahr – mit seinen zwei Treffern zum Auftakt ist er übrigens auf Kurs für 74 Saisontore… 😉
  • Es gibt aber auch Kritikpunkte: Die Löwen verpassen es leider viel zu häufig die Scheibe aus dem eigenen Drittel zu spielen. Auch gestern brachte man sich durch Unkonzentriertheiten oder ungenaue Zuspiele in Schwierigkeiten – sinnbildlich dafür auch der erste Gegentreffer des Abends.
  • Viele erste Male: Linus Fröberg und Erik Brown sammelten ihre ersten Scorerpunkte im Löwen-Trikot. Auch Lua Niehus kam mit seiner Vorlage beim dritten Treffer zu seinem ersten Punkt in dieser Saison. Und dann ist da ja auch noch Maksim Matushkin (Oder Ma-tusch-kin? War ja schließlich der 11.11. diese Woche…), der endlich seinen ersten Saisontreffer erzielen konnte.
  • Mehr als fünf Treffer erzielten die Löwen erst zum zweiten Mal in dieser Saison. Mit 36 geschossenen Toren stellte man vor dem Spiel eine der harmlosesten Offensiven der Liga – jetzt kamen direkt sechs weitere hinzu.
  • Die Iserlohn Roosters waren in der jüngeren Vergangenheit ein bisschen sowas wie der Angstgegner der Löwen – sammelte man letzte Saison keinen einzigen Zähler gegen die Sauerländer, holte man in der Saison 2024/2025 bisher die volle Punkteausbeute.
  • Das letzte Mal, dass man in Frankfurt in der DEL eine 4:0-Führung nach dem ersten Drittel sah, war am 16.10.2009 gegen Nürnberg. Die Torschützen damals waren Joey Tenute (2), Eric Schneider und Lasse Kopitz.
  • Tom Rowe sagte nach dem Spiel, dass man kaum besser in das erste Drittel hätte starten können. Man hat einfaches und schnelles Hockey gespielt, genau wie man es vor dem Spiel besprochen und in der Vorwoche trainiert hatte. Im zweiten Drittel erhöhte Iserlohn das Tempo und machte viel Druck auf das Tor. Man wurde nachlässig in der Verteidigung und kassierte zwei schnelle Tore, bei denen die Zuordnung dem Löwen-Coach überhaupt nicht passte. Für den Schlussabschnitt nahm man einige Anpassungen vor und spielte ein solides drittes Drittel. Extralob gab es noch für die Special-Teams. Spannend übrigens dabei die Zusammenstellung: Mit Carter Rowney, Linus Fröberg, Julian Napravnik, Dominik Bokk und Chris Wilkie bildeten gleich fünf Stürmer die erste Formation in Überzahl.
  • Der Sturm scheint jetzt komplett zu sein, doch wie sieht es in der Verteidigung aus? Markus Lauridsen soll, wie bereits geschrieben, in der nächsten Woche ins Team zurückkehren. Zusätzlich könnte Ryan McKiernan die Löwen in den kommenden Wochen verstärken – aktuell deutet einges darauf hin, dass er nach Erhalt des deutschen Passes, in die Mainmetropole wechselt. Der 35-Jährige lief in den letzten zwei Jahren für den EHC RB München auf und ist aktuell noch vereinslos.

Na so kann es doch auf jeden Fall weitergehen! Die Löwen haben in den letzten Wochen reagiert und es scheint so, als hätte man die richtigen Schlüsse gezogen und erkannt, wo die Baustellen im Team sind. Der Donnerstagabend hat dem Frankfurter Fan auf jeden Fall viel Spaß und Lust auf mehr gemacht. Am kommenden Sonntag steht das nächste Spiel an – die Löwen Frankfurt sind zu Gast in der Hauptstadt bei den Eisbären. Spielbeginn in der Uber Arena ist um 14:00 Uhr!

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