Eine neue Höhle für die Löwen

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Julia Eberz (Bündnis 90/Die Grünen) ist Stadtverordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Frankfurt am Main. Im Podcast durften wir sie bereits vor der Stadtverordnetenversammlung im Februar begrüßen – wir freuen uns, dass sie sich erneut die Zeit nahm, um einige Fragen zur neuen Multifunktionsarena zu beantworten.

Hallo Frau Eberz – vielen Dank, dass sie sich die Zeit nehmen und einige Fragen zur neuen Multifunktionsarena in Frankfurt beantworten. Man vermutete bereits vorher, dass die Abstimmung positiv ausgehen wird aber trotzdem – wie groß war die Erleichterung und die Freude, dass es mit dem Leuchtturmprojekt der Stadt endlich weiter – bzw. losgehen kann?

  • „Es war vor allem eine Erleichterung, da weit über 20 Jahre nur darüber diskutiert wurde. Es wurden Standorte diskutiert und verworfen, Luftschlösser gebaut, die dann irgendwann auch wieder geplatzt sind, das hat vor allem Löwen und Skyliners und deren Fans genervt. Auch wenn der Standort nicht ideal ist, aber einen idealen Standort gibt es ohnehin nicht. Jetzt kann es endlich losgehen, mich persönlich freut es sehr, dass wir in dieser Wahlperiode neben den Städtischen Bühnen und der U4-Verlängerung nach Ginnheim das nächste Mammutprojekt auf den Weg gebracht haben.“

Es ist klar, dass es noch dauern wird, bis der erste Spatenstich erfolgt. Wann rechnet man mit einem Baubeginn, wann mit einer Fertigstellung?

  • „Ein genauer Baubeginn ist schwer zu sagen, ich würde mit 2028 rechnen, aber das Jahr kommt schneller als man denkt. Die Fertigstellung sollte und muss vor der Saison 2032/33 erfolgen, da für die Skyliners dann die Frist der BBL abläuft, in der sie eine neue, größere Arena brauchen. Auch die DEL wird mit den Löwen nicht ewig Geduld haben, und die Vereine selbst scharren ja am meisten mit den Hufen. Gerade die im Moment nur sehr übersichtlichen Einnahmen aus VIP- und Hospitalitybereichen führen dazu, dass Löwen und Skyliners mit den jeweiligen Topteams der Liga nicht konkurrenzfähig sind.“

Wie lautet jetzt der genaue Fahrplan in den nächsten Wochen und Monaten für den Bau der neuen Halle? Was sind die nächsten Schritte?

  • „Es wird ein Magistratsvortrag kommen, in dem die Einzelheiten erarbeitet werden, wozu natürlich auf die Finanzierung gehört, 250 Mio. Euro sind schließlich kein Pappenstiel. Auch das Mobilitätskonzept muss parallel erarbeitet werden. Wenn dies alles von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wird, beginnen die Ausschreibungen und wenn die Vergaben erfolgt sind, können die Bagger losfahren. Der Vorteil des jetzigen Standortes ist ja, dass sich das Gelände im städtischen Eigentum befindet und es Baurecht gibt. Das spart locker 1-2 Jahre.“

Das Thema Mobilitätskonzept bereitet ja noch immer Kopfschmerzen – gibt es da schon Ideen und Konzepte, wie man da in den kommenden Jahren plant und welche Möglichkeiten kurz- bzw. langfristig sieht?

  • „Klar ist, dass wir den Anteil des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) – sprich des Autos – reduzieren müssen. Die Regionaltangente West (RTW) ist derzeit im Bau und wird das Stadion bzw. die Arena anbinden. Die Radwege müssen ausgebaut werden. Die Straßenbahnanbindung ist gut, aber wir müssen schauen, dass diese Bahnen nicht von Staus ausgebremst werden. Insgesamt müssen die Leute vom Auto auf den Umweltverbund (ÖPNV, Fuß, Rad) umsteigen, das gilt aber nicht nur für die Arena, sondern insgesamt für Frankfurt. Für diejenigen, die trotzdem mit dem Auto anreisen, müssen wir Park and Ride-Möglichkeiten anbieten. Für die Parkplätze direkt am Stadion soll es wie auch schon in anderen Städten pre-booking-Möglichkeiten geben, d.h. nur diejenigen, die einen Parkplatz gebucht haben, kommen in die Nähe des Stadions und können dort parken. Das verhindert ein größeres Verkehrschaos.“

Genaue Pläne, wie die neue Halle aussehen soll gibt es natürlich noch nicht – auf was können sich die Besucher auf jeden Fall freuen? Gibt es etwas, für was die Halle definitiv stehen wird?

  • „Es soll nach dem SAP-Garden in München auf jeden Fall die nächste klimaneutrale Arena werden. Barrierefreiheit ist selbstverständlich, und zwar nicht nur physische Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer, sondern auch für blinde und gehörlose Menschen. Da hat man in München einiges versäumt, da wollen und werden wir in Frankfurt besser werden. Natürlich wird die Arena technisch state of the art werden, d.h. auf dem neuesten Stand. Wer weiß, was sich bis zum Baubeginn da noch alles für Möglichkeiten ergeben.“

Inwieweit werden die Löwen und die Skyliners mit in die Planungen miteinbezogen? Gab es da schon Gespräche? Und wenn ja, dürfen Sie uns da schon etwas verraten?

  • „Ich persönlich habe natürlich schon mit Stefan Krämer und Gunnar Wöbke gesprochen, zuletzt im Rahmen der städtischen Delegationsreise in die USA, und ich setze mich sehr stark dafür ein, dass Löwen, Skyliners, aber auch Konzertveranstalter von Anfang an in die Planungen mit einbezogen werden. Schließlich sind dies die Hauptnutzer der Arena, und sie bringen einiges an Expertise mit, die wir nutzen wollen, müssen und werden.“

Die Eissporthalle Frankfurt bzw. Nix-Eissporthalle war in den letzten 40 Jahren die Heimspielstätte Frankfurter Eishockeyteams. Wie soll es mit der alten Halle weitergehen – gibt es da bereits Pläne?

  • „Tja, das ist ein Thema, was uns in den kommenden Jahren parallel beschäftigen wird. Wir haben bereits jetzt zu wenig Eiszeiten, vor allem für den Nachwuchs und die Amateurteams wie die 1b der Löwen oder die Eishockey-Eintracht, aber auch für Eiskunstlauf oder Curling. Zudem bekommen die Löwen keine 5 Sterne für ihr Nachwuchsprogramm, weil Eiszeiten und Umkleiden fehlen. Da muss sich langfristig was tun, denn der Umzug der Löwen in die Arena als Spielstätte wird daran nichts ändern. Die Eissporthalle wird Ende des Jahrzehnts 50 Jahre alt, sie ist technisch komplett veraltet. Ich hatte den Vorschlag eingebracht, wie in München zusätzliche Eisflächen unter der Arena zu bauen, dies wurde auch geprüft, es ist aber aufgrund der Grundwassersituation leider nicht realisierbar. Langfristig brauchen wir ein neues Eissportzentrum mit ausreichend Eisflächen, Kabinen und Trainingsmöglichkeiten. Da wird kein Weg dran vorbeiführen. Ob die Stadt dies bauen wird oder die private Hand, wird man sehen. Denn auch die Löwen brauchen professionelle Trainingsmöglichkeiten, in der Arena werden sie ja nur ihre Spiele austragen, gerade die Trainingsbedingungen abseits des Eises haben in der Eissporthalle im Moment nicht mal Regionalliganiveau. Einen Ausbau der Eissporthalle sehe ich nicht, die Flächen rund um die Halle sind mehr als begrenzt und durch das neue Familienbad nebenan ist auch da keine Expansion mehr möglich. Ich werde auf jeden Fall an diesem Thema dranbleiben, und sowohl innerhalb der Stadtpolitik als auch mit Stefan Krämer und Andreas Stracke den Gesprächsfaden aufrechterhalten. Persönlich werde ich die Eissporthalle vermissen, im Moment radele ich 10 Minuten zur Halle, das wird mit der Arena eine deutlich längere Strecke. Aber das nehme ich gerne in Kauf.“

Einige Jahre wird es noch dauern und Wir sind schon jetzt gespannt, wie die neue Arena aussehen wird. Wir haben ChatGPT gefragt und bekamen folgende Konzeptbilder… Nett!😄

Titelbild: Mapache

Schreibe einen Kommentar