Am Ende war die Freude groß, doch zwischenzeitlich rief die gezeigte Leistung das gleiche Gefühl hervor, wie man es vom Esstisch nach Weihnachten nach dem dritten Nachschlag kannte: Es bereitete Bauchschmerzen. Mit 5:4 (3:2, 1:1, 0:1, 1:0) nach Verlängerung siegten die Löwen am gestrigen Donnerstag gegen die Iserlohn Roosters und sicherten sich zwei wichtige Punkte, um den Abstand auf das Tabellenende zu vergrößern. Man wusste nur in den ersten 20 Minuten, sowie in der Verlängerung, wirklich zu überzeugen.
Mit der Rückkehr von Maksim Matushkin musste auch wieder einer der Kontingentspieler auf der Tribüne Platz nehmen – wie schon in Berlin traf es Jussi Olkinuora, während Cody Brenner seinen dritten Start in Folge erhielt. Cedric Schiemenz fehlte bei den Löwen, wie auch der Langzeitverletzte Dominik Bokk.
Der Start in die Partie erinnerte an das letzte Heimspiel gegen Iserlohn: Wieder gelang die frühe Führung, in einem torreichen ersten Spielabschnitt, den Löwen. Daniel Wirt nutzte die schlechte Zuteilung bei den Gästen und musste nach einem feinen Pass von Dennis Lobach nur noch einschieben. Die Sauerländer antworteten nur knapp drei Minuten später. Nachdem man die Scheibe mal wieder nicht klären konnte, landete das Spielgerät bei Colin Ugbekile, der mit einem verdeckten Schuss überraschte und zum 1:1 traf. Kurze Zeit später nahm Hubert Labrie auf der Strafbank Platz – das anschließende Powerplay nutzten die Hausherren eiskalt. Dabei traf man aus der gleichen Position, wie schon in einigen Spielen zuvor. Es fällt wirklich auf, dass die Löwen immer wieder versuchen, sich im Powerplay in genau diese Schussposition zu bringen. Lange Rede, kurzes Eck: Chris Wilkie erzielte seinen siebten Saisontreffer im 14. Spiel. Die Roosters sollten zwei Minuten später noch ein weiteres Mal zum Ausgleich kommen: Cody Brenner verlor beim Versuch sich in die andere Ecke zu begeben das Gleichgewicht, Tyler Boland bekam die Scheibe im Slot und hatte keine Mühe das Spielgerät am liegenden Schlussmann vorbeizubringen. Aufgrund des Spielverlaufs im ersten Drittel war das zwischenzeitliche 2:2 für die Gäste äußerst schmeichelhaft. Auf Seiten der Löwen ärgerte man sich über viele vergebene Großchancen, bei der sich auch Andy Jenike im Gehäuse der Gäste mehrfach auszeichnen konnte. Kurz vor der ersten Pause war dann aber auch dieser geschlagen. Sebastian Cimmerman zog zwischen den Bullykreisen ab, die Roosters-Verteidigung glich einem Hühnerhaufen und nahm dem eigenen Schlussmann die Sicht – 3:2!
Ab dem zweiten Drittel spielte dann fast nur noch eine Mannschaft: Iserlohn. Dabei erzielte das Team von Tom Rowe kurz nach der Pause sogar den vierten Treffer – Carter Rowney fälschte einen Schuss von Maksim Matushkin im Powerplay unhaltbar ab, doch das Tor sollte keine Sicherheit geben. Stattdessen zog man sich komplett zurück und baute einen bis dahin unterlegenen Gegner unnötig auf. Aus Angst vor Fehlern und dem erneuten verspielen der eigenen Führung? Sehr gut möglich, diesen Eindruck machte es zumindest. Wenn man dann nicht komplett befreit aufspielen kann, passieren genau solche Puckverluste, wie vor dem erneuten Anschlusstreffer Iserlohns. Brace ließ sich im gegnerischen Drittel die Scheibe viel zu leicht vom Schläger klauen, John Broda war frei durch und überwand dann auch noch Brenner.
Besserung gab es auch nicht im Schlussabschnitt… Man bettelte förmlich um den Ausgleich – so war es wieder John Broda, der mit seinem dritten Saisontreffer eine eigentlich nicht vorhandene Lücke zwischen Brenners Schonern fand und zum 4:4 einschob. Mit Beginn der Verlängerung zeigten die Hausherren plötzlich wieder ein ganz anderes Gesicht. Man hielt sich fast dauerhaft im Offensivdrittel auf und letztendlich war es Carter Rowney, der die Löwen-Fans mit seinem Tor zum 5:4 erlöste.
- Warum denn nicht immer so wie im ersten Drittel bzw. in der Verlängerung? Mit Selbstbewusstsein steht da eine ganz andere Mannschaft auf dem Eis. Man hatte scheinbar wieder Angst eine Führung zu verspielen, sich nicht zu belohnen und am Ende erneut enttäuscht nach Hause zu gehen. Auch der Dezember des letzten Jahres hat mit Sicherheit seine Spuren hinterlassen. Bezeichnend waren die Worte von Sebastian Cimmermann nach dem Spiel, der wirklich mehrfach überlegte und eine Begründung suchte, aber einfach nicht erklären konnte, wie es zu diesen Schwankungen kommt. Da scheint der Kopf eine große Rolle zu spielen…
- Der erste Treffer in Deutschlands höchster Spielklasse ist immer etwas ganz Besonderes: Herzlichen Glückwunsch an Sebastian Cimmerman zu seinem allerersten DEL-Tor! Seine Vorlagengeber waren Carter Proft und Kevin Maginot – für letztgenannten war es der erste Scorerpunkt seit dem 13.10.!
- Bei den Löwen sieht der Spielaufbau aktuell manchmal leider so aus, wie so mancher sich in den vergangenen Tagen beim Einpacken der Geschenke gefühlt hat: Man probiert viel, hier mal eine Idee, da mal eine Idee, dann kommen viele Zufälle zusammen und am Ende funktioniert es dann doch unerwartet gut oder man muss nochmal von vorne anfangen… Da ist viel Zufall dabei.
- Was machen eigentlich unsere „verliehenen“ Spieler? Lua Niehus verlor zwar mit der deutschen Nationalmannschaft bei der U20-Weltmeisterschaft mit 4:10 gegen den Turnierfavoriten USA, steuerte aber dafür eine Vorlage bei. Morgen steht für das Team der nächste Härtetest auf dem Programm, wenn es um 21:30 Uhr deutscher Zeit gegen Finnland geht. Und auch Jannik Kaus sammelte seinen ersten Scorerpunkt. Nachdem in dieser Woche bekannt wurde, dass der Nachwuchslöwe für den Rest der Saison für Diez-Limburg auflaufen wird, absolvierte er direkt heute sein erstes Spiel im Trikot der Rockets. Kaus traf bei der 2:3-Niederlage zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich.
- Ein erfreulicher Blick auf den Eishockeysport und die DEL: Der Zuschauerschnitt ist nach der Corona-Pandemie an fast allen Standorten angewachsen. Gestern meldeten fast alle Heimteams: Ausverkauft! Tolle Nachrichten und sehr gute Werbung!
Mit der Leistung von gestern wird es in den Spielen mit den kommenden Gegnern schwer – zunächst ist am morgigen Samstag der Tabellenführer aus Ingolstadt in der NIX-Eissporthalle zu Gast (19:00 Uhr). Schafft es das Team so zu performen, wie man es bei den Auswärtsspielen in Köln oder in Berlin gesehen hat, ist vieles möglich. Auf die Unterstützung der Fans kann man bei den Löwen auf jeden Fall zählen – auch morgen sieht es nach ausverkaufter Halle aus!
2 kleine Korrekturen:
– Cimmerman schreibt sich nur mit einem n.
– Das Heimspiel gegen Iserlohn war nicht ausverkauft. Rüdiger sagte 6.576 Zuschauer durch.
Merci! Hast du recht!
Bei den Zuschauerzahlen hätte ich nochmal bei der DEL nachschauen müssen – da habe ich gestern am Abend noch etwas zur Liga und den Zahlen gelesen und das es überall ausverkauft war. Habe es dann nicht mehr bei den einzelnen Spielen überprüft.